SCHLOSS BELVEDERE EXTENSION
1030 Wien
2006
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GMMK  Gert M. MAYR-KEBER ZT-GmbH Belvedere Extension 2006 city image by bing

Das Belvedere

Das Belvedere, bestehend aus dem Oberen und dem Unteren Schloss, sowie der Gartenanlage, zählt zu den wichtigsten barocken Bauten Europas. Das Obere Belvedere nimmt mit seiner Situierung an der Hügelkuppe einen das Wiener Stadtbild prägenden Platz ein.

1781 erstmals zu einer öffentlich zugänglichen Galerie umfunktioniert, weist das Belvedere heute, gegenüber seiner wachsenden Sammlung, räumliche Grenzen auf. Die derzeitige Verteilung der Ausstellungsflächen auf Oberes und Unteres Belvedere, Atelier Augarten und zukünftig das derzeit renovierungsbedürftige 20er Haus, ist nicht mehr als ein Zusammenschluss kleiner Museen. Die Präsentation von größeren Ausstellungen ist dadurch bedingt schwer umsetzbar.

Ein Zubau verbunden mit einer Reorganisation des Oberen Belvedere würde die Identität einer historisch bedeutenden Galerie in einem Hause wahren.

Raumgewinn im barocken Umfeld

Eine der Besonderheiten der barocken Gartenanlage ist das große Wasserbassin, welches als Spiegel wirksam, das Schloss in seiner Größe verdoppelt.

Unterhalb der Wasseroberfläche lässt vorliegendes Konzept die Spiegelung  zur Realität werden. Dort wird als generierender Kontrapunkt zum Schloss eine zeitgemäße Erweiterung vorgeschlagen.

Dieses Projekt nimmt den Dialog mit der Philosophie barocker Architektur auf und setzt diesen Gedanken unter Einbeziehung der technischen und ästhetischen Ansprüche des 21. Jahrhunderts fort.

Das Bassin erhält einen transparenten Boden und wandelt es in eine 4.500m² zählende Oberlichte. Darunter entwickelt sich eine Glas–Stahlkonstruktion, deren Form eine Assoziation zu einem Diamanten mit barocken Schliff zulässt. Die Konstruktion referiert dreidimensional die Form des Wasserbassins und verdichtet sich konisch nach unten.

Die tragende Stahlkonstruktion ist innen von einer zweiten Glashaut überzogen, die sowohl als Lichtfilterebene und zusätzliche Sicherheitsebene zum Einsatz kommt.

Rund um die zentrale Konstruktion ist eine zwei Etagen umfassende Ausstellungshalle angelegt. Der Grundriss beider Ebenen entspricht den Konturen des Bassins.

Die obere Etage ist nicht mit der zentralen Konstruktion verbunden, sondern schließt frei mit einem Glasgeländer zur Mitte hin ab. So besteht eine Sichtverbindung zwischen den beiden Ebenen und die Möglichkeit von der untersten Ebene durch das Wasser in den Himmel zu blicken.

Diese bewusst offen gewählte Form gewährleistet in Kombination mit mobilen Trennwänden größtmöglichen Spielraum für die Gestaltung von Ausstellungen und vermittelt Offenheit und Weite in einem unterirdischen Bauwerk.

Die Erschließung als szenarischer Weg

Die Anbindung erfolgt über die Sala Terrena, die Empfangshalle des Oberen Belvedere. Zwei Treppenläufe beiderseits der mittleren Prunkstiege, sowie ein bereits existenter Lift führen zu der Erschließungsrampe, welche ihren Lauf mitten durch eine im 2. Weltkrieg entstandene Bunkeranlage nimmt.

Nach der Rampe eröffnet sich die zweigeschossige Ausstellungshalle, in deren Zentrum sich die das Wasserbecken tragende Beton- und Stahlkonstruktion als symmetrische Skulptur auftut. Im Anschluss an den Eingangsbereich verbinden eine Freitreppe und zwei Rolltreppen die Stockwerke. Ein gläserner Lift ermöglicht zusätzlich eine komfortable und barrierefreie Verbindung der beiden Ebenen.

Entlang der beiden Längsseiten befinden sich Archivräume, Technikräume, Sanitäranlagen und Fluchtwege. Die Anlieferung und Erschließung des Depots erfolgen über einen an der Westseite eingebauten Lastenaufzug. Dieser führt direkt auf die Ebene der Nebenfahrbahn vor den Nutzgebäuden.

Die Be- und Entlüftung der neu geschaffenen Ausstellungsräume wird über Zu- und Fortluftkanäle gewährleistet, die zwischen den ostseitigen Hecken und der Umschließungsmauer für den Besucher ungesehen an die Oberfläche geführt werden.

Konstruktion: Prof. DI. H. Kugler